Der Pinscher hat eine lange Geschichte, die detailliert jedoch nicht mehr aufgeklärt werden kann.
Auch den modernen Methoden der Genetik traue ich nicht zu, seinen Ursprung jemals noch ergründen zu können. Der hauchdünne "genetische Faden", der in die Vorkriegszeit zurückführt und Einkreuzungen vor und nach diesem "Flaschenhals" werden den Ursprung wohl auf Dauer unserer Spekulation überlassen.
Auf den legendären Torfhund möchte ich indes die Abstammung des Pinschers nicht zurückführen.
1834, mit Beginn der "Kynologischen Zeit", wird der glatthaarige Pinscher bei Theodor Götz nach meiner Kenntnis erstmals als Rasse in Bild und Wort kurz vorgestellt.
1835 geht H.G. Reichenbach ausführlicher auf den Pinscher ein. Er schreibt damals u.a.: "Der Pinscher ist ungeachtet seiner Schlankheit kräftig gebaut, von beständig heiterem Temperament, daher immer beweglich und ohne Falschheit. Er liebt die Wärme und hält sich vielleicht deshalb gerne in Pferdeställen auf. Seine Neigung zum Jagen ist ihm so angeboren wie dem Dachshunde, in Häusern gehalten sucht er ihr wenigstens dadurch zu genügen, dass er sich abends auf den Hof begibt und den Ratten nachstellt oder in die Gärten geht, um den Maulwürfen aufzulauern."
In der Geschichte dieser Rasse wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Pinscher auf den Bauernhöfen die Aufgabe hatte, Ratten zu töten. In Stallungen und Lagerstätten von Stroh, Heu und Getreide und anderen Futtermitteln gibt es immer Ratten und Mäuse. Sie waren und sind die Herausforderung für jeden Pinscher. Mit ungeheurer Schnelligkeit und Gewandtheit erledigt der Pinscher diese Aufgabe bis heute. Das Talent dazu ist genetisch fixiert.
entnommen aus: Werner Jung,
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Vielleicht wurden die Deutschen Pinscher auch jagdlich als Bauhunde eingesetzt, wie eine Lithografie aus der ersten Hälfte des 19. Jahrgunderts für möglich halten lässt. (Hier können Sie weiter lesen...>>>)
altcolorierte Lithografie um 1840
1880 erscheint das "Deutsche Hundestammbuch", in dem die Rassekennzeichen des Pinschers erstmals aufgestellt sind. Als Farben werden angegeben: "Meist glänzend schwarz mit gelbbraunen Abzeichen ... weniger geschätzt ist die dunkelbraune Färbung mit gelben Abzeichen, und noch weniger die einfarbig gelbe oder gelbrote Farbe. Weiße Abzeichen sind niemals erlaubt."
entnommen aus:
entnommen aus:
1895 wird der Pinscher-Schnauzer-Klub in Deutschland gegründet. Zu der Zeit werden die Schnauzer noch als "rauhaarige Pinscher" bezeichnet. Pinscher und Schnauzer sind eine Rasse, die sich nur im Exterieur unterscheiden.
aus: "Pinscher-Zuchtbuch, Band I, 1902",
Z.: Felix Murrweiss, Hochheim,
B.: Aug. Schwan, Gießen
aus: "Pinscher-Zuchtbuch, Band I, 1902",
aus: "Pinscher-Zuchtbuch, Band I, 1902",
entnommen aus: Richard Strebel,
1920 stand der Glatthaarige Pinscher auf einer sehr schwachen Zuchtbasis. Es gab damals nur noch etwa 30 Zuchttiere, die meisten davon im Raum Göppingen. Man kreuzte Black-and-Tan-Terrier ein und rettete dadurch den Deutschen Pinscher erstmals vor dem Untergang. Seine genetische Basis war so eng geworden, dass Gesundheitsprobleme die Rasse vermutlich zugrunde gerichtet hätten.
entnommen aus: Werner Jung,
1956 gibt der damalige Hauptzuchtwart des PSK, Werner Jung, folgenden Bericht auf der Jahreshauptversammlung des PSK: "Nach 1949 weisen unsere Zuchtbücher nunmehr keine Würfe des Pinschers mehr aus. Nur in der Zone in den Kreisen Schmalkalden und Erfurt in Thüringen wurde die Zucht mit wenigen Exemplaren fortgesetzt. ... Die ältesten Pinscher, die nach dem Krieg gezüchtet wurden, sind nunmehr 13, die jüngsten jetzt 9 Jahre alt. Wir sind uns doch wohl völlig im Klaren darüber, dass mein Appell wie ein letzter Notschrei aufzufassen ist. Wenn der verhallt, können wir das Leichentuch über ein Vermächtnis aus alter Zeit breiten." Weiterhin führte Werner Jung aus: "Mit gespanntem Ohr habe ich auf ein Echo gewartet, ein ganzes Jahr, vergebens!" In der DDR war die Situation ähnlich. Die Pinscherzucht kam auch dort zum Erliegen, nur ein paar Jahre später. Nach 1955 (18 Welpen) gab es im Jahr 1957 nur noch einen Welpen!
Werner Jung war ein Mann der Tat. Er wollte nicht als Hauptzuchtwart in die Geschichte eingehen, "unter dem eine ganze Rasse ausgestorben ist, der Pinscher sein Leben ausgehaucht hat." Als letzte Möglichkeit der Rettung des Deutschen Pinschers gab er seine "innigst geliebten Riesen" (Riesenschnauzer-Zucht) auf und suchte die letzten Reste der Pinscherzucht für einen Neuanfang zusammen. Es waren die Stammhündin "Kitti vom Bodestrand", geb. 22.05.1955 in der DDR, die einzige Deutsche Pinscherhündin für diesen Neubeginn. Hinzu kamen die Zwergpinscherhündin "Jutta/Jung" (1956), und die drei Zwergpinscherrüden "Fürst/Jung", "Illo/Fischer" und "Onzo/Illgen" (1957) - alle vier mit Übergröße.
1958 am 19.12. fiel aus Kitti x Fürst dann der erste Wurf für den Wiederaufbau der Deutschen-Pinscher-Zucht. Durch den großen Einsatz von Werner Jung und seiner Familie ist die Rasse vor dem Aussterben bewahrt worden.
Beides entnommen aus: Werner Jung,
1987 begann sich das Erscheinungsbild des Deutschen Pinschers auffallend zu verändern: Wie für viele andere Hunderassen galt auch für ihn das Kupierverbot für die Ohren. Von nun an sollte er Kippohren tragen - von vielen Pinscherfreunden bedauert und von vielen begrüßt.
1998 folgte das Kupierverbot für die Schwänze, was einen weiteren Wandel für das Exterieur bedeutete.
2003 Die GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen) stellt die Deutschen Pinscher als Rasse des Jahres 2003 auf der Grünen Woche in Berlin vor. Mit dieser Initiative wurde ein enormer Aufschwung in der DP-Zucht und die Nachfrage nach Deutschen Pinschern eingeleitet. Die Deutschen Pinscher haben sich seitdem stetig weiterentwickelt und kommen zur Zeit auf ca. 70Würfe mit ca. 470 Welpen im Jahr, davon ca. 80% schwarz-rot und 20% rot. Die heutige Züchtergeneration unternimmt alles, um eine solche Untergangssituation nicht noch einmal aufkommen zu lassen.
Deutsche Pinscher sind heute in vielen Ländern Europas vertreten, wenn auch in kleinen Populationen, aber inzwischen auch in Nordamerika und Australien. Viele Züchter scheuen kein Geld und keine Mühe, Zuchttiere international auszutauschen oder ihre Zuchthündin im Ausland decken zu lassen. Sie sind auf einem hoffnungsvollem Weg und stellen sich der stetigen Aufgabe, ihre Hunde zu verbessern.
Deutsche Pinscher vom Robinienhof · Hobbyzucht · liebevoll und kompetent · seit 1986
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