Rattenfänger-Prüfungen

Der bekannte Tiermaler Jean Bungartz beschreibt einmal die Abrichtung und die Rattenfänger-Prüfungen, die um 1900 üblich waren. Er bezieht sich dabei auf den "rauhaarigen" Pinscher. Aus diversen anderen Quellen darf darauf geschlossen werden, dass die Beschreibung genau so auf den "glatthaarigen" Pinscher zutrifft.

"Beim Fang kommt es hauptsächlich darauf an, dass der Hund in kurzer Zeit auch mit einer größeren Anzahl Ratten leicht fertig wird und hierzu ist in erster Linie, neben blitzschnellen Wendungen, - Beweglickeit, Schneid, Behendigkeit, ein kräftiges Gebiss erforderlich...

Aber der Hund muss eingearbeitet werden, damit er lernt, die Ratte regelrecht zu fassen und abzuwürgen. Mit einer einzelnen Ratte darf er sich nicht zu lange aufhalten, ein Griff und ein Biss muss genügen. Greift der Hund zaghaft zu und macht einen Fehlgriff, so ist zu erwarten, dass die in äußerste Wut versetzte Ratte sich in Nase, Lefzen oder Ohren verbeißt und dem Hund die Arbeit ungemein erschwert. Daher sollte man keine jungen unerfahrenen Hunde an alte, ausgewachsene Ratten anhetzen, weil sie nicht allein Schaden erleiden, sondern auch vergrämt werden und leicht die schlummernde Passion völlig verlieren. Halbwüchsige Ratten sind für junge Hunde das beste Angriffsobjekt. Ältere im Fang erprobte Hunde sind im Stande bis 50 Ratten in einer Minute zu greifen und zu würgen; da heißt es allerdings: Nicht zu lange besinnen und mutig zufassen.

Für die Prüfungen der Rattenfänger auf ihre Leistungsfähigkeit muss ein Raum zur Verfügung stehen, der den Ratten weder Unterschlupf bietet, noch ein Entweichen ermöglichst, am zweckmäßigsten wohl in Form eines kreisrunden aus Eisen und engmaschigem Drahtgeflecht hergestellten Käfigs, mit einer Einschlupftür für den Hund und einem kleinen Schieber für die Ratten. Selbstredend muss der Käfig auch oben mit Drahtgeflecht geschlossen werden, während der Boden am besten aus Beton besteht. So erhält man eine geräumige, leicht zu bedienende Arena, die einer großen Zahl von Zuschauern die Möglichkeit bietet, die arbeitenden Hunde eingehend zu beobachten.

Jedem Hund ist eine bestimmte Zahl Ratten bei der Prüfung zuzuteilen; die Art und Weise, wie er diese fasst und würgt, die Zeit, in welcher er seine Aufgabe löst, ist entscheidend.

Bei der Einarbeitung des Hundes auf Ratten, beginne man nur mit wenigen und nicht zu alten Stücken, deren Zahl man langsam steigert, bis der Hund in der Arbeit fest und sicher ist. Junge Hunde wird man durch Zuruf, Anregung ihres Eifers zu lebhafter Arbeit veranlassen, doch soll bei der Prüfung fertiger Kämpen jedes Anhetzen und alle sonstigen Reizmittel unterbleiben und die Kunst des Hundes allein bei der Arbeit mit ausschlaggebend sein.

Ohne Zweifel werden die deutschen rauhaarigen [und glatten] Pinscher sich einer lebhaften Nachfrage und Beliebtheit erfreuen, wenn es gelingt, sie in größerem Umfang als bisher zu gebrauchstüchtigen Fanghunden zu machen, und der Pinscher-Klub dürfte sich jedenfalls ein Verdienst erwerben, wenn er durch Rattenfänger-Prüfungen dazu beitragen würde."

In einem Preis-Katalog einer "Rassehundezüchterei und -Handlung" aus der Zeit um 1902 fanden wir folgendes Angebot:
"Große Stallpinscher, welche an Reit- und Wagenpferde und an den Pferdestall gewöhnt sind, gute Wächter, treu und klug, kosten 60 M, mit denselben Eigenschaften und sichere Rattenfänger 80 M, junge Tiere 25 M."

(Archiv Menzel)

 

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