Der Deutsche Pinscher
Erziehung
- Vertrauen und Konsequenz sind die Säulen der Erziehung - praktiziert von dem Augenblick an, in dem Sie den Welpen übernehmen.
- Der Deutsche Pinscher braucht klare "Lebensregeln", die vom menschlichen Rudelchef vorgegeben werden und an die sich alle Rudelmitglieder, Hund wie Menschen, halten müssen. Dann weiß der Hund, "wo es lang geht", hat Vertrauen, fühlt sich sicher und ist mit seiner Rolle vollkommen zufrieden. Fehlt die feste und konsequente, aber durchaus liebevolle Haltung, wird der Deutsche Pinscher die Führung übernehmen. Er verhält sich dann folgerichtig nach Hundeart.
- Er braucht also erzieherisches Durchsetzungsvermögen seines Besitzers; dies trifft in der Regel für den Rüden mehr zu als für die Hündin.
- Erziehen Sie hauptsächlich mit Lob und kleinen Belohnungen.
- Erziehung durch Druck gelingt beim Pinscher nicht!
- Ein scharfes Wort ist meistens schon Strafe genug.
- Reden Sie viel mit dem Hund - am Tonfall erkennt er, was Sie von ihm wollen.
- Lassen Sie ihm seine Ruhe, wenn er sich zurückzieht. Dieses Verhalten sollten auch Kinder beachten!
- Der Deutsche Pinscher braucht eine intensive Zuwendung. Dazu gehören unzählige Streicheleinheiten. Er kann aber, wenn er daran gewöhnt wurde, problemlos für einige Stunden allein bleiben.
- Die Welpen zernagen keine Einrichtungsgegenstände, wenn sie menschliche Gesellschaft und etwas zum Knabbern haben ( Stück Holz, alter Lederschuh, Lumpen, Papier, Büffelhautknochen u.ä.)
- Verschaffen Sie Ihrem Deutschen Pinscher oft Kontakt zu anderen Hunden, möglichst im freien Spiel ohne Leine.
- Sie sollten mit dem Deutschen Pinscher keine Schutzhundprüfung machen, weil ihn die Dressur auf den Mann zu scharf machen kann.
- Er ist dagegen gut geeignet für Unterordnung, Verkehrsbegleithundprüfung, Breitensport, Agility, Ausdauerprüfung und Fährtenarbeit (siehe: Ausbildung und Arbeit mit Deutschen Pinschern).
Unser Umgang mit unseren Hunden
In der Zeit von 1984 bis 2013 haben wir insgesamt 28 Welpen in unserem Haus bis ins Erwachsenenalter aufgezogen. Von all diesen Hunden hat, einschließlich unserer erwachsenen Zuchthunde, bisher noch kein Hund bei uns ernsthaft nach Menschen geschnappt oder gar gebissen. Darüber haben wir uns im Laufe der Jahre Gedanken gemacht. Wir glauben eine Erklärung in unserem Umgang mit unseren Hunden zu finden:
- Unsere Hunde leben mit uns in unseren Wohnräumen und verbringen täglich viele Stunden mit uns.
- Wir lassen jeden Hund "Hund" sein. Wir vermenschlichen ihn nicht, aber wir respektieren jeden Hund als Persönlichkeit.
- Wir überhäufen unsere Hunde nicht mit Befehlen. Im Vergleich zu anderen Hunden bekommen unsere Hunde deutlich weniger Befehle.
- Unsere Hunde haben Klarheit über das, was sie dürfen, und das, was sie nicht dürfen. In unserer Familie gibt es einhellige Übereinstimmung darüber. Daran hielten sich auch unsere Kinder, als sie noch bei uns lebten und ihre Freunde mitbrachten. Heute richten sich auch unsere Enkel danach.
- In unserer Familie überwiegt ein sehr ruhiger, freundlicher Umgangston und unsere Stimmen werden so gut wie nie zum Streit erhoben. Wir sind überzeugt, dass unsere Hunde sich dieser friedlichen Grundstimmung anschließen.
Aller Anfang ist schwer
Aber er birgt auch Chancen. Wird ein Welpe erworben, scheint uns deshalb Folgendes wichtig zu bedenken:
- Der Welpe wird aus seinem Rudel herausgenommen und ist plötzlich ohne Geschwister, Mutter, Tanten und seine menschlichen Bezugspersonen.
- Er kommt in eine völlig fremde Umgebung (Haus, Wohnung, Hütte, Korb, Grundstück, städtische Umgebung etc.) und in ein völlig fremdes (Menschen-) "Rudel".
- Viele Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn etc. "wollen etwas" von dem Welpen. Das kennt er gar nicht, denn bisher durfte er einfach nur er selbst sein.
- Alle, die etwas von ihm wollen, sprechen eine andere Sprache (Worte, Stimmlage, Gestik, Mimik), als die er bisher gewohnt war.
Der Welpe hat ein kolossales Lernprogramm in extrem kurzer Zeit zu bewältigen. Dieses Lernprogramm wird oft noch durch eine ehrgeizige Dressur verschärft. Mancher kann es gar nicht abwarten, dem Hund so schnell wie möglich "Sitz", "Platz" oder andere Kommandos beizubringen. Auch besonders Kinder lieben dieses Kommandieren. Der Welpe wird überfordert - Angst und Aggressionen können sich aufbauen.
Die Hinweise in seinem Verhalten, die der Hund in dieser Situation gibt, werden von den Menschen wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen, weil sie einerseits nicht als solche bekannt und andererseits zunächst noch unauffällig sind. Werden sie wahrgenommen, werden sie oft missverstanden.
In den letzten Jahren sind wertvolle Bücher über die "Sprache der Hunde" und über das "Lernen von Hunden" erschienen. Obwohl wir nun fast 3 Jahrzehnte intensiv mit den Hunden zusammenleben, haben uns die Erkenntnisse der Verhaltensforschung völlig neue Sichtweisen eröffnet, die wir dankbar - weil erfolgreich - in unser Verhalten gegenüber den Hunden einbeziehen.
Ein Blick auf unsere Literatur-Hinweise lohnt sich!
Außerdem möchten wir Sie auf eine Internetseite (Podcast) aufmerksam machen, für die die Autorin Stephanie Silvan einen ganz bezeichnenden Titel gewählt hat: