Deutsche Pinscher

Wiesha - eine Liebeserklärung zum 1. Geburtstag

Erzählt von Vera Liebner-Gerberding

 

Die Entscheidung für einen Deutschen Pinscher

Sechs Jahre ohne Hund! Nachdem unsere über alles geliebte Dobermannhündin Sally - mitgebracht aus unserem Entwicklungsdienst in Südafrika - im Alter von 12 Jahren gestorben war, konnten mein Mann und ich uns nicht gleich wieder für einen neuen Hund entscheiden.

Und dann kam Wiesha (gesprochen Wiescha , was in der Sprache der Äthiopier soviel wie "Hündchen" heißt! In Äthiopien, in einem neuerlichen Entwicklungsdienst, war der Gedanke herangereift, nun endlich bald eine Nachfolgerin für Sally zu finden. Und was für eine: Geborene Tilda von Robinienhof, Mutter Babette vom GimbornerLand (Emma), Vater Basco von Dörnle.

Am 6.Juni 2008 erblickte sie zusammen mit 6 Geschwistern auf dem Zuchthof Robinienhof der Familie Menzel das Licht der Welt. Noch kannten wir sie ja nicht und mussten auch noch einige Wochen warten bis zu unserer ersten Begegnung. Dann war die Entscheidung gefallen! Wer war als Nachfolgerin von Sally geeigneter als eine Deutsche-Pinscher-Hündin? Schließlich war aus dieser alten deutschen Rasse der Dobermann gezüchtet worden, der ja auch heute noch in der englischen Sprache Doberman-Pinsher heißt, äußerlich unverkennbar, sieht doch der Deutsche Pinscher wie ein kleiner Dobermann aus!

Würde sich nun alles ändern in unserem Leben? Ehepaar Menzel meinten wohlwollend, wir würden das schon meistern, hätten ja schließlich Hundeerfahrung. Ja, die hatten wir, aber keine Welpenerfahrung! Also mussten Bücher her. Die außerordentlich hilfreiche Infomappe der Menzels und der Fichtlmeier wurden für die nächsten Wochen unsere Bettlektüre. Ich fand sie spannend wie einen Krimi.

 

 

Wiesha kommt zu uns

Endlich: am 23. August 2008 dürfen wir unser Hündchen abholen! Alter 11 Wochen, Länge 36 cm, Höhe 30 cm, Gewicht 6 kg. Erster Eindruck: total süß, seidiges Fell, ein Öhrchen, das sich beim Laufen neckisch nach hinten klappt, freundlich, offen, zart in ihrer Statur. Das kleine Hundemädchen wird auf meinen Schoß gesetzt, und ab geht`s in ein neues, unbekanntes Leben. Die 2 Stunden-Autofahrt nach Alfeld an der Leine gestaltet sich stressfrei. Wiesha legt hier wohl schon den Grundstein für ihre bis heute positive Einstellung zum Autofahren.

Noch eine Vorliebe verrät sie an ihrem ersten Tag bei uns: ihre oft hingebungsvolle Zuneigung zu großen Hunden, wenn möglich mit langen Haaren. Daran lässt sich so wunderbar ziehen und knabbern! Nelson, der 8-jährige Retriever-Rüde, wird ihre erste Begegnung, aber nicht ihre erste große Liebe. Die wird am 2. Tag der 2-jährige Dogokanario-Mix-Rüde Nero, der bis heute ihr absoluter Favorit geblieben ist. Es ist eine wahre Freude zu beobachten, wie die zwei miteinander schmusen: er groß und kräftig, aber total zart und vorsichtig, sie verliebt, ihn immer wieder auffordernd, an seinem Gesicht knabbernd oder ihn von unten "umarmend".

 

 

Die ersten Tage im neuen Heim

Doch bleiben wir noch bei dem ersten Tag in unserem Haus. Viele Fragen ergeben sich für uns. Wie wird Wiesha sich einleben? Hat sie Heimweh nach ihrer Hundefamilie? Wo und wie wird sie schlafen? Wie ist das mit dem kleinen und großen Geschäft machen? Aber dank all der guten Tipps und Ratschläge des Ehepaares Menzel gehen der erste Tag und die erste Nacht viel versprechend zu Ende. Im Unterteil ihrer ersten Transportbox schläft sie neben meinem Bett bis 6 Uhr morgens durch! Das Durchschlafen wird allerdings nicht immer so selbstverständlich bleiben!

Die nächsten Tage werden spannend: meist fiepend hinter Frauchen oder Herrchen her trappeln, kennen lernen des großen Gartens ( zumeist nur zwecks Erledigung des "Geschäftchens"), erstes vorsichtiges "Gassi gehen", Halsband und Leine akzeptieren und natürlich alles erstmal als Spielzeug ansehen, was es zu finden gibt, am liebsten Bürsten jeglicher Art. Was schon super klappt: Austausch "verbotener" Dinge gegen ihr zugedachter Gegenstände. Davon haben wir ihr reichlich zur Verfügung gestellt - sie hat bald ein "Spielkörbchen", aus dem sie sich reichlich bedient. Somit bleibt alles andere heil!

 

 

Begegnung mit anderen Tieren

Das Wichtigste aber sind die Begegnungen mit anderen Tieren wie Katzen, Kühe und Pferde. Wieshas Erfahrung: die ersteren ohrfeigen schon mal, die zweiten muhen viel zu laut ( beide kommen also als Spielkameraden leider nicht in Frage ), aber die letzteren, die sind superinteressant, wenn auch etwas zu groß! Pferde werden ihre guten Freunde, obwohl die Zuneigung bis heute recht einseitig geblieben ist. Wiesha legt sich zwar immer wieder ins Zeug, um sie zu beeindrucken, sei`s auf meiner Koppel am Haus, im Reitstall in der Halle, Stallgasse oder Box beim Ausmisten. Sie findet das alles ganz toll! Glücklicherweise sind unsere Pferde sehr geduldig und lassen sich auch durch Anspringen oder Anbellen nicht aus der Ruhe bringen. Aber so richtig spielen kann man auch mit Pferden nicht!

 

 

Wiesha lernt schnell

Innerhalb der ersten Woche können wir mit ihr bereits problemlos Auto fahren ( zunächst in einer Transportbox, heute ohne, gemäß anderer erlaubter Varianten) und sie zu Freunden mitnehmen. Das "Geschäftchen machen" klappt auch immer besser. Durch leises Fiepen macht sie sich bemerkbar. Selbst das "Sitz" funktioniert schon mit Geste und Leckerli (dank "Fichtlmeier", ich sag`s ja). Das hat sie übrigens bis heute bis zur Perfektion ausgefeilt nach dem Motto «wenn man was will, setzt man sich erstmal ganz ruhig hin und wartet ab, dann wird sicher schon was Positives geschehen».

 

Die drolligen 5 Minuten

Gibt es denn aber gar nichts Aufregendes zu berichten, etwas, was einem den letzten Nerv raubt? Oh doch, schließlich ist Wiesha noch ein Welpe. Da sind zunächst ihre "drolligen 5 Minuten". Wenn es über sie kommt, rast sie wie eine Verrückte durchs Haus, auf die Betten, über die Sofas, rauf, runter, rauf, runter, die Ohren nach hinten gestellt, die Augen zu Schlitzen verformt, der ganze Hund ein nicht zu bändigendes Wiesel. Da hilft kein "Nein", "Halt" oder "Stop". Bei Versuchen von Intervention zeigt sie dann auch schon mal Anzeichen von Dominanzverhalten.

Das Tollste, was sie sich in dieser Zeit leistet, ist die Sache mit dem Geburstags- nachmittag. Einladung bei Freunden, alles Tierliebhaber (Gott sei dank!): Wir sitzen am gedeckten Kaffeetisch, die Geburtstagstorte in der Mitte. Nach mehrmaliger Aufforderung der Gastgeberin ( Frauchen von Retriever Nelson ), die "süße" Wiesha doch frei im Haus laufen zu lassen ( ich hatte sie angeleint, vorausschauend….), komme ich der Bitte nach. So schnell kann kein Mensch gucken…. nach blitzartiger Attacke der 2 Sofas springt ein schwarzer Pfeil auf den einzigen freien Stuhl am Tisch ,von dort auf den Tisch und sitzt schon neben der Geburtstagstorte! Ein kollektiver Aufschrei folgt, und schon befindet sich unsere "süße" Wiesha wieder auf dem Boden. Was folgt, ist natürlich die Leine!

 

Der 7. Sinn

Ja, und dann ist da noch dieser "7. Sinn", ein nicht zu erklärendes Gespür dafür, dass Frauchen etwas von ihr will. So gerne sie schmust, es von sich aus oft einfordert, sich am ganzen Körper anfassen und kraulen lässt, so blitzartig ist sie verschwunden, wenn man nur daran denkt, ihr evtl. die Ohrränder einzucremen oder einfach mal nachschauen will, ob es Zecken gibt. Da hilft kein Locken mit Leckerlis ( was sonst immer zieht ), kein noch so strenger Ton, nichts, rein gar nichts. Als letztes ist dann noch der Kampf um Sofaplätze und Betten zu erwähnen. Sie will hinauf, soll es aber nicht. Da hilft auch kein scharfes "Nein". Zugegeben, das ist schon sehr frustrierend!

 

Die Welpenstunde

Ja, und genau das klärt sich dann alles in der Welpenstunde. Ich habe extra den Tipp der Menzels beherzigt und bin nicht gleich am 2. Tag dorthin marschiert, ich habe sogar 3 Wochen damit gewartet und es nicht bereut. Mein großes Glück ist, dass ich genau an die richtige Hundetrainerin gekommen bin, ausgebildete Tierpsychologin ( speziell für Hunde und Pferde ) mit einer Erziehungsmethode, die mir sehr entgegenkommt: konsequent, aber nie mit zuviel Druck, geschweige denn Gewalt, immer die Würde des Tieres im Blick behaltend. So kann man sich und dem Hund viel Stress ersparen. Ein Beispiel: Innerhalb von Minuten bringt sie Wiesha das "Nein" bei, auf das diese so gar nicht reagieren wollte (s.o.). Ich lerne: allein das Wort zu hören , heißt für einen Hund noch nicht, auch dessen Sinn zu verstehen. Das Wort muss erst verinnerlicht werden. Verblüffend einfache Lösung: der Hund sitzt, man hat ein Leckerli in der Hand, das der Hund natürlich haben möchte. Man öffnet die Faust, der Hund will danach schnappen, man schließt sofort die Hand und sagt "Nein". Diesen Vorgang ein paar Mal wiederholen, dann schließlich lässt man den Hund heran mit der Aufforderung "Nimm`s". Ich bin beeindruckt, Wiesha lernt sofort. Ein Supererfolg, denn ab jetzt versteht sie das "Nein" in Bezug auf alle "verbotenen" Dinge, auch auf Sofa und Bett.

Auch die anderen Probleme lösen sich nach und nach dank Tipps meiner Hundetrainerin. Was sich jedoch am besten in der Hundeschule zeigt, ist Wieshas tolles Sozialverhalten gegenüber allen fremden Hunden - ohne Ausnahme. Dafür bekommt Familie Menzel ein großes Lob von Seiten der Hundetrainerin. Sie hätten hervorragende Vorarbeit in den ersten prägenden Wochen geleistet , u.a. auch dadurch, dass sie die Welpen nicht vor der 10. Woche abgeben.

 

 

Fazit nach 5 Wochen

Somit fällt das Fazit der ersten 5 Wochen im neuen Heim sehr viel versprechend aus: Wiesha entwickelt sich prächtig sowie im Äußeren ( unsere Tierärztin nennt sie "meine Hübsche" ) als auch im Verhalten. Aufgrund ihrer Freundlichkeit Mensch und Hund gegenüber und ihres zunehmenden Gehorsams mit gleichzeitiger Selbstsicherheit können wir sie nun auch problemlos im Gelände frei laufen lassen ( zunächst mit Schleppleine, dann ohne ).Der geübte Rückruf klappt zu 99 %, (was in der Pubertät ja wieder rückläufig werden soll), die restlichen 1 % gehen auf das Konto von Feldmäusen, nach denen sich`s so schön buddeln lässt, und der ach so gut duftenden Misthaufen am Wegesrand. Falls ich es bislang nicht deutlich erwähnt habe: Wieshas neues Zuhause befindet sich im ländlichen Gebiet, Feld und Wald in unmittelbarer Nähe.

Noch zwei Eigenarten kristallisieren sich heraus. Sie hasst Regen, liebt dagegen jeden Sonnenstrahl, und alles, was essbar ist oder auch nur so erscheint, wird ratz-fatz verputzt! So schnell kann man gar nicht reagieren! Noch heute lässt sie jedes Spielzeug für etwas Essbares liegen. Aber sie scheint einen sehr robusten Magen zu haben. Der hat noch nicht mal gegen angespülte stachlige Seeigelhüllen rebelliert, von Wiesha am Strand treffsicher aufgespürt!

 

Reisen mit Wiesha

Im Oktober 2008, im Alter von 4 Monaten mit einem Gewicht von 10 kg beginnt nämlich das Abenteuer "Verreisen". Es geht in unser Haus , das sich auf der kroatischen Insel "Cres" befindet, 1200 km entfernt. Damit verbunden sind längere Autofahrten, Hotelzimmer, Restaurants, mit einer Fähre fahren, Strand und Meer, fremde Leute und fremde Umgebung, sich auf ein Segelboot wagen, eben alles, was bisher noch unbekannt ist.

 

Autofahren?

Kein Problem - das Auto ist bereits ihre sichere "Höhle".

 

 

Hotelzimmer?

Der große Spaß! Hundi flippt total aus: rauf auf die Betten, runter von den Betten, "buddeln" auf dem Teppich, eben die "drolligen 5 Minuten". Natürlich wird nicht brav bis morgens durchgeschlafen wie zuhause. Welch ein Vergnügen, sich nachts im Schlafanzug in einem fremden, dunklen Hotel mit Taschenlampe die Treppen hinunter zu stehlen, in die kalte Nacht zu treten (wir haben ja schon Oktober) und Hundi "Gassi gehen" zu lassen! Und wer muss das machen? Natürlich Frauchen, denn Herrchen dreht sich nur auf die andere Seite. Und wo liegt Wiesha am Morgen? Heimlich, still und leise ist sie ans Fußende (immerhin) von Frauchens Bett gehopst! War das Bett nicht bereits eine Tabuzone? Ach ja, wir sind schließlich nicht zuhause! Also erinnern wir uns an einen Tipp meiner Hundetrainerin:" Ein Boss muss nicht immer den Boss raushängen lassen, sondern auch mal über eine Sache souverän hinweg gucken können!" Übrigens ein äußerst nützlicher Rat!!!

 

Restaurants?

Geht erstmal gar nicht! Wieso still sitzen oder liegen, wenn Frauchen und Herrchen speisen? Anmerkung: Am Ende der 2 Wochen Urlaub war der Lernprozess deutlich erkennbar Heißt das nun, dass der Hund schnell lernt oder wir exzessive Kneipengänger sind ???

 

Fähre fahren?

Klappt super. Keine Angst erkennbar, im Gegenteil, es wird alles neugierig erkundet.

 

Strand und Meer?

Das große Vergnügen, besonders das Strandgut (s.u.). Es gibt sogar einen spontanen Meereskontakt - allerdings nur ins seichte Uferwasser - durch einen übermütigen Sprung in die falsche Richtung. Weitere Wasserversuche heben wir uns für den nächsten Sommer auf, denn jetzt ist es bereits zu kalt dafür. Fremde Leute, fremde Umgebung ? Wiesha saugt alles neugierig und "wohlwollend" auf. Es ist eine wahre Wonne, sie zu beobachten! So besteht sie hier, ohne Hundeschule, ihren privaten "Wesenstest": Jogger, Skater, schreiende Kleinkinder, Fahrradfahrer, Kinderwagen, Motorräder, Dorfhunde, jede Menge Möwen und die Spezies "Schaf", alle sind äußerst interessant, aber letztendlich nicht weiter zu verfolgen. Das "Schaf" allerdings, allgegenwärtig, frei laufend auf der Insel, scheint zunächst der potentielle Spielkamerad zu sein. Nur leider reagiert das erste Schaf, auf das Wiesha trifft, überhaupt nicht. Sie versucht es mit Schwanzwedeln, dann mit ersten Belltönen (bislang hat sie uns das Bellen vorenthalten), aber das Schaf will einfach nicht reagieren. Inzwischen, bei unseren weiteren Aufenthalten auf Cres zu Weihnachten und Ostern, hat sich gezeigt, dass diese erste "Schafsbegegnung" wohl relativ prägend für sie gewesen ist, denn Schafe werden bis heute nicht gejagt, wohl aber Katzen (und evtl. auch Rehe?).

 

 

Erfolgreicher ist da schon die Bekanntschaft mit Lilly , der Dorfhündin unseres kleinen Ortes. Das bedeutet leider, dass ab sofort die Nachtruhe vorbei ist, da die frei laufende Lilly bereits morgens um 4 Uhr in unserem Garten steht, um mit ihrer neuen Freundin zu spielen. Für Wiesha Grund genug, wie ein Blitz aus ihren Tiefschlaf aufzuschrecken, die erste Etage hinunter zu flitzen und solange zu fiepen und zu bellen, bis Frauchen ein Machtwort ( oder auch mehrere ) spricht. Die 25 Dorfbewohner erobert Wiesha wie im Fluge, alle sind begeistert von ihr. Leider nur hinterlässt die Spezialität des Ortes, das Lammfleisch, überall kleine, spitze Knochenreste in der Landschaft, die Wiesha beim abendlichen "Gassi gehen" schnüffelsicher aufspürt. Wie war das mit dem robusten Magen? Diesmal rebelliert er wohl doch, denn alles wird ihm - natürlich nachts - wieder würgend "abgerungen". Frauchen fällt bei solchen Aktionen jedes Mal fast in Ohnmacht. Aber mittlerweile ist auch sie gelassener geworden nach der ersten erbeuteten und gefressenen toten Maus. Wiesha würde sich auch wunderbar als streunender Hund selbst ernähren können, davon bin ich überzeugt!

 

 

Segelboot?

Was bleibt, ist noch der große Unsicherheitsfaktor Segelboot. Aber auch hier sorgt Wiesha für eine Überraschung: Sie scheint der geborene Bootshund zu sein! Wie selbstverständlich postiert sie sich am Bug, von wo aus sie die beste Aussicht aufs Meer hat. Als es etwas windiger wird, nimmt sie das ihr zugedachte Plätzchen neben dem Kajütenausgang ein und legt sich schlafen. Toll! Wir sind total begeistert, Wiesha ! Du scheinst ein "Allroundhund" zu sein!

 

 

Dobermann-Freund Noran

Und dann trifft sie in der Marina ihren kroatisch-deutschen Freund Noran, einen einjährigen Dobermannrüden, dessen Frauchen und Herrchen auch ein Boot an unserem Steg haben. Wie gesagt, die "Großen" haben es ihr ja besonders angetan. Noran gibt sich alle Mühe, seine körperliche Überlegenheit zu zügeln. Die beiden tollen frei herum. Das geht hier zu dieser Jahreszeit bestens, zumal die Einwohner von Cres sehr hundefreundlich und entsprechend tolerant sind. Das ist ideal für uns, besonders, da wir dort ja mehrere Male im Jahr unseren Urlaub verbringen. Auch Noran und Wiesha haben sich schon wiedergetroffen, und viele Leute halten sie für den "großen" und den "kleinen" Dobermann, denn nur wenige kennen den Deutschen Pinscher.

 

 

Erste Läufigkeit

Im Dezember 2008 wird Wiesha zum ersten Mal läufig im Alter von 6 Monaten. Schon 4 Monate später dann erneut. Beide Male verlaufen unproblematisch für sie und uns, so dass wir weder an Sterilisation oder "Antibabyspritzen" denken. Unsere Wiesha soll normal erwachsen werden können, wenn es geht. In ihrem Verhalten zeigt sich bereits eine Veränderung: sie ist ruhiger und souveräner geworden.

 

Erstes Bellen

Im Januar, im Alter von 7 Monaten, entdeckt Wiesha , dass sie auch bellen kann. Eine große Überraschung nach einem halben Jahr nur "Fiepen" (abgesehen von der "Schafsbegegnung") Darin hat sie sich allerdings bisher äußerst variationsreich gezeigt: leise, laut, bittend, unsicher drängend, auffordernd, ärgerlich, ihren Unmut ausdrückend, alle Register hat sie drauf! Das Bellen nun gilt zunächst nur für den Garten und vorbei gehende Leute. Aber es kann auch fordernd sein, wenn man etwas von Herrchen oder Frauchen ganz dringend will und es nicht gleich bekommt. In solchen Situationen bewährt sich dann noch ein guter Rat meiner Hundetrainerin: ignorieren und Ruhe bewahren. Das hilft immer, nach kurzer Zeit stellt sich die Ruhe ein.
Für Katzen und Rehe aber gibt Wiesha ganz besondere Laute von sich, die fast wie ein Weinen oder Kreischen klingen. Unglaublich, welche Bandbreite ihre Stimme umfasst!

Inzwischen läuft die Hundeschule weiter, allerdings mit Unterbrechungen, denn so verbissen sehen wir das nicht. Die Grundkommandos werden gefestigt, der freie Kontakt mit den anderen Hunden klappt nach wie vor hervorragend, so dass wir auch oft Hundebesuch bekommen, da es sich in unserem großen Garten so prima spielen lässt. Aber auch bei den Spaziergängen gibt es keinerlei Probleme, wenn wir andere Hunde mit Frauchen oder Herrchen aus unserem Ort treffen. Meistens beenden wir den Spaziergang gemeinsam.

 

 

Die Zwischenbilanz nach einem guten halben Jahr?

Unsere Hündin hat sich schon wunderbar an unser Leben angepasst und ist ein kleiner Schatz. Mit ihrem schauspielerischen Talent vermag sie alle Leute um den Finger zu wickeln. Spielen ist toll, aber für etwas Essbares lässt sie nach wie vor alles liegen. Im Fressen ist sie überhaupt nicht wählerisch, freut sich auf jede Mahlzeit wie ein Schneekönig. Schnell wie ein Wiesel flitzt sie durch den Garten und über Feldwege und freut sich ihres Lebens. Die restliche Zeit zuhause im Haus aber merkt man sie überhaupt nicht. Wenn nichts Aufregendes passiert, wird halt geschlafen!. Erstaunlich ist auch ihre Sprungkraft: aus dem Sitz springt sie senkrecht die 1,10 m aus der Bootskajüte noch oben ans Deck. Entsprechend haben wir den Garten abgesichert, denn die Nachbarkatze ist immer noch das unerreichte , aber begehrte Ziel! Somit ist unser Garten inzwischen "ausbruchssicher" geworden.

Leider gilt das nicht für die Grundstücke in Dänemark. Bei einem Urlaub dort entwickelt Wiesha plötzlich eine schlaue Technik, sich heimlich, still und leise aus ihrem Geschirr herauszuwinden, als sie angeleint auf ihrem Plätzchen im Garten liegt. Und schon ist sie auf Entdeckungsreise! Aber es bewähren sich wieder "Ruhe bewahren" und der wohl geübte Rückruf mit Leckerlibelohnung. Also kein Grund zur Panik.

 

Wieshas erster Geburtstag

Nun ist Wiesha am 6. Juni 2009 ein Jahr alt geworden, hat eine Größe von 48 cm und wiegt 15 kg. An ihrem Geburtstag, den wir in Hamburg verbringen, hat sie das erste Mal hautnahen Kontakt mit unserer knapp 2-jährigen Großnichte. Beide verstehen sich auf Anhieb prächtig in der aggressionsfreien Rivalität um das Spielzeug. Also gibt es auch keine Probleme mit kleinen Kindern!

 

 

Was ihre Gesundheit anbetrifft, so können wir feststellen, dass sich diese bislang als äußerst robust erwiesen hat. Unsere Tierärztin musste ich nur zum Impfen aufsuchen ( abgesehen von einem Insektenstich im Gesicht). Ihr Fressverhalten ist gleich bleibend äußerst positiv behaftet. Sie frisst für ihr Leben gerne und ist alles andere als wählerisch. Als Grundnahrung geben wir ihr ein spezielles Trockenfutter (eingeweicht) eines deutschen Tiermitteherstellers, der sich bereits in der Pferdeernährung bewährt hat. Darüber hinaus liebt und bekommt sie Rindermett, Quark, gekochte Eier mit Schale, Äpfel, Bananen, Karotten - alles natürlich in Maßen - und statt des empfohlenen Lebertrans kalt gepresstes Olivenöl aus Cres ( das beste, was wir kennen). Sie ist eine selbstsichere, pflegeleichte Hündin geworden, die ohne Probleme auch mal allein zuhause bleiben kann. Das Liebenswerteste in ihrem Verhalten ist die Direktheit , mit der sie mimisch ihre Gefühle und Wünsche ausdrücken kann, wie z.B. die tägliche Aufforderung zum Schmusen. Augen, Ohren, Schwänzchen, ja der ganze Körper , alles kommt da zum Einsatz!

 

Was bleibt denn nun noch als nächstes Ziel?

Die schon im Welpenalter festgelegte Liebe zu Pferden ausbauen! Häufige Stall- und Koppelbesuche sind zwar zur Selbstverständlichkeit geworden, aber gerne würde ich Wiesha als Begleithund auf meine Ausritte mitnehmen. Abgesehen von dem einen Mal im November 2008, als Wiesha mich zusammen mit meinem Mann zu Fuß auf einem Ritt im Wald begleitete, habe ich bislang noch keine weiteren Versuche gestartet, auch wenn mich meine Hundetrainerin dazu ermuntert. Erstens können wir Wieshas Jagdtrieb noch nicht zuverlässig einschätzen, zweitens ist bei uns von April bis Mitte Juli Leinenzwang in Wald und Flur. Und Rehe gibt es reichlich bei uns, sie kommen neuerdings sogar bis ans Haus. Also kann ich z.Z. nur ein wenig neidisch auf die Herrchen und Frauchen von Paula und Shiva blicken. Aber wer weiß, vielleicht wird Wiesha ja der dritte "Pferdehund" aus der Zucht von derer von Robinienhof!

Aber auch ohne diese Erfahrung können wir zu Wieshas 1.Geburtstag feststellen:

Wiesha, du bist ein liebenswerter, quirliger Schatz, der unser Leben bereichert!

 

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