Siegfried Menzel, Gedanken zu Beiträgen in der Yahoo-Mailingliste, August 2002
Meine persönliche Devise zu diesem Thema und anderen züchterischen Bereichen lautet: So wenig Reglementierung und so viel Eigenverantwortung wie möglich! Ich möchte nicht mit der Elle gemessen werden, mit der man "schwarze Schafe" unter uns misst. Wer gute Hunde züchten will, braucht auch ein erhebliches Maß an züchterischer Freiheit. "Schwarze Schafe" finden immer einen Weg, sich über Reglementierung hinwegzusetzen. Die Dummen sind dann die anderen, die alles gewissenhaft erfüllen. Weil Züchter X immer den gleichen Deckrüden einsetzt, deshalb sollen alle Züchter Reglementierungen diesbezüglich auferlegt bekommen? ( Wenn diese Reglementierung Teil eines gemeinsam getragenen, umfassenden Zuchtkonzeptes wäre, beurteile ich dies anders.)
Der Richterobmann des PSK bemerkte vor nicht allzu langer Zeit, dass ausländische Hunde zu etwa 40 % an unseren Großschauen in Dortmund beteiligt sind, aber mehr als 60 % der Titel holen. Auf der letzten Weltausstellung in Amsterdam (2002) spielten PSK-Hunde fast keine Rolle. Eine klägliche Beteiligung und eine klägliche Ausbeute! Vielleicht findet sich mal jemand aus dem Kreis derjenigen, die an verschiedenen Stellen mehr Reglementierung fordern, dazu bereit, eine Untersuchung darüber anzustellen, in wie weit Zuchterfolge und Reglementierung durch die Zuchtordnung in Deutschland und in anderen Ländern einhergehen oder auseinandergehen. Durch strengere Bewertungen, wie sie in letzter Zeit besonders die DP trafen, werden wir keine besseren Hunde züchten!
Als Züchter möchte ich entscheiden, welcher Rüde für meine Hündin der passende Deckrüde sein könnte. Oder glaubt jemand allen Ernstes, dass ein Deckrüdenbesitzer, der oft nur ein Hundehalter ist, kompetenter für die Zuchtplanung ist als der Züchter? Meine züchterische Entscheidung für einen bestimmten Deckrüden darf nicht dadurch verhindert werden, weil dieser sein "Kontingent" bereits erfüllt hat. Der Weg über die Beantragung einer Ausnahmegenehmigung wäre auf keinen Fall erstrebenswert!
Anmerkung: Damit ich nicht in Verdacht gerate, mich als Betroffener zu verteidigen, möchte ich noch zwei Feststellungen hierzu treffen:
In großen Teilen stimme ich mit diesem Beitrag von Herrn Wiechmann überein. Allerdings möchte ich meine abweichende Meinung zu Folgendem nicht verschweigen:
Wenn der Gedanke wäre «Zucht ist für mich...» - dann hätte ich damit kein Problem . Den Absolutheitsanspruch lehne ich ab. Mit den ersten 3 Punkten gehe ich nicht konform, obwohl mich nur der erste Spiegelstrich betrifft. Jedoch sollten beim vierten die Vorfahren nicht außer acht gelassen werden!
Wenn ich als sechster den Rüden «A» einsetze, bin ich kein Züchter, sondern ein Vermehrer. Hier widerspreche ich energisch.
Jeder Züchter sollte für seine Hündin den passenden Rüden suchen und hoffentlich auch finden. Ob er diesen Rüden dann einsetzen darf oder nicht, kann nicht davon abhängig sein, ob dieser Rüde sein Kontingent erfüllt hat oder nicht. Wenn er 5 mal - eventuell auch falsch - eingesetzt wurde, darf der sechste Deckakt nicht mehr stattfinden?!
Denken Sie nicht nur an die Schönheit, sondern auch an das Wesen, das der Rüde hat und das er vererbt. Wenn diesbezüglich optimal mögliche Sicherheit erreicht werden soll, dann würde ich bei fremden Rüden abwarten, bis der Rüde 1 ½ jährige Nachzucht hat. Wenn ich die natürlichen Läufigkeitsfristen der Zuchthündin dazurechne, könnte es schon zu spät sein. Wohl durchdachte Zucht würde durch Reglementierung verhindert!
Unsere unterschiedliche Meinung zum Thema «Inzucht - Linienzucht» möchte ich hier erwähnen, aber nicht ausführen. Das haben wir schon früher in stundenlangen Nachtgesprächen getan.
Zur Information für die anderen Leser:
Den Schluss, den Sie bei den MS p/s ziehen, stelle ich in Frage. Mir fehlt der exakte Überblick über die Zuchtpraktiken in dieser Population, um diesen definitiven Schluss ziehen zu können. Wenn Sie nachweisen können, dass Inzucht die Ursache der Herzprobleme ist, bitte ich Sie, dies darzustellen.
Ich vermisse in Ihrem Beitrag und allen anderen züchterischen Beiträgen (falls ich nichts übersah) den Begriff der Selektion. Es ist sicherlich so, dass die Herzprobleme durch die Inzucht mehr oder weniger stark verbreitet werden, aber sie werden nicht dadurch erzeugt. Hätten die Züchter beim ersten Auftreten/Bekanntwerden dieses Problems mit Selektion reagiert, wäre es nicht zu dem gekommen, was heute ist! Stattdessen wird geschwiegen und weiter gemacht, bis das Problem nicht mehr unter der Decke gehalten werden kann. Selektion in Eigenverantwortung kann durch nichts ersetzt werden. Heute findet "Reparatur" durch Reglement und mit Hilfe von Tierärzten statt. Als Züchter (nach Ihrer Einstufung war ich bisher nur Vermehrer) sage ich, dass es so weit nicht kommen darf. Die Eigenverantwortung kann durch kein noch so enges Netz von Auflagen ersetzt werden.
Nach meiner Einschätzung wird bei der Selektion sträflich züchterisch gesündigt. So mancher Hund gehört z. B. aus gesundheitlichen Gründen aus der Zucht, weil er Probleme weiter gibt. Die Dunkelziffer über die Anzahl der erblich bedingten Schäden oder über die Disposition für Erbschäden, die anscheinend nicht so selten sind, kann ich nicht nennen, wohl aber drei Beispiele: Demodex, Schlundverengung und Nabelbrüche.
Nehmen wir uns die Natur mit Ihrem Selektionsmechanismus zum Vorbild! Ein Jungwolf mit Schlundverengung oder Nabelbruch würde zugrunde gehen und käme somit nicht zur Fortpflanzung. Wir können unsere Hunde i.d.R. mit ärztlicher Hilfe heilen lassen, aber wir dürfen sie auf keinen Fall in die Zucht einsetzen. Hunde, die uns einwandfrei erscheinen, in deren Nachzucht aber schwerwiegende gesundheitliche Mängel auftreten, müssen aus der Zucht genommen werden.Siegfried Menzel
Weiterführende Informationen:
«Texte zur Zucht»
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