Deutsche Pinscher

Paula, die Pferdehündin

Erzählt von Dagmar Mainz und Hartmut van Meegen
über ihre Deutsche Pinscherhündin "Zelike vom Robinienhof"

 

Wir bekamen Paula am 30.12.2001. Sie war 4 Monate alt und hatte es nicht leicht am Anfang.
Die Republik ertrank in Schnee und wir mussten von Werther nach Saarbrücken.
Um 19.30 Uhr fuhren wir los und kamen am nächsten Morgen gegen 04.30 Uhr in Saarbrücken an. Paula in einem Käfig und auf dem Beifahrersitz, weil das Auto mit anderen Gegenständen voll war. Auto fahren war für Paula fast unbekannt. Unterwegs an den Raststätten neue Eindrücke wie Autogestank, Scheinwerfer, Schnee, Lärm. Dann die Großstadt mit Bussen, Lkw, Fahrrädern, Kehrmaschinen, etc. Ein Kulturschock gegen das beschauliche Heim des Züchters. Der Verlust ihrer Geschwister.
Doch sie überstand alles klaglos. Selbst ein Bad in der Saar mit Eisschollen. Die Stubenreinheit kam wie von selbst.
Schlafplätze im Wohn- und Schlafzimmer wurden angenommen. Die Integration in unseren Tagesablauf verlief reibungslos. Paula ist immer dabei. Auch das Alleinbleiben ist kein Problem. Weil immer ein Kauknochen da ist, blieben auch die Möbel oder Schuhe von Nagespuren verschont. Es ist unglaublich, wie hoch ihre soziale Kompetenz ist. Jeder mag sie, sie mag Menschen, ohne sich anzubiedern.
Und dann der Kontakt mit unseren Pferden. Wir haben drei, die in einem Offenstall in der Nähe von Saarbrücken stehen. Natürlich haben andere Pferdebesitzer auch Hunde. Hunde mit langem Behang, in die man als Pinscher so herrlich reinbeißen kann.
Ihre anfänglichen Frechheiten wurden toleriert, so lange sie als Welpe einen gewissen Schutz für sich reklamieren konnte. Das änderte sich schnell, als sie größer und erwachsener wurde. Wir haben uns nicht groß darum gekümmert. Was andere Hunde ihr beibringen, können wir ihr nicht beibringen. Sie lernte schnell. Ihr Lieblingskamerad ist Anton, ein Retriever. Kleine Hunde ignoriert sie völlig. Groß und haarig müssen sie sein.
Natürlich nahmen wir sie bei unseren Reitwanderungen sofort mit. Eine kleine Einführungsrunde auf der Bahn mit Leine und dann ab ins Gelände. Es klappte hervorragend. Wir stellten nur fest, dass das an der Leine gehen sie mehr ermüdete, als das freie Laufen. Also nahm ich sie, wenn sie müde wurde, auf den Sattel. Es schien ihr zu gefallen.
Sehr schnell wurde jedoch das freie Laufen beim Reiten zur Gewohnheit. Nachdem durch Ungeschicklichkeit zweier Mitreiter, die zu nahe an mein Pferd kamen, Paula leichte Berührung mit den Hufeisen hatte, sie konnte wegen der Leine nicht ausweichen, haben die Pferdehufe Tabustatus. Was sie aber nicht daran hindert, unter den Bäuchen von stehenden Pferden hindurchzulaufen. Den Pferden ist das egal. Aufgrund der Koppelhaltung im Sommer sind die Pferde auch Besuche von Wildschweinen, Rehen, Mardern, Katzen, etc. gewöhnt. Aber beim Laufen hält sie sich von den Vorderhufen fern. Bei den Hinterhufen ist das etwas anders.
Wenn der Pfad sehr schmal ist und Paula keinen seitlichen Platz hat, geht sie hinter dem Pferd her und zwar stets eng am rechten Hinterbein. Wir haben dies bei anderen Hunden auch schon beobachtet. Dem Pferd macht es nichts. Wir halten immer die Regel ein: das Pferd hat dem Reiter zu weichen, der Hund hat dem Pferd zu weichen. So ist die Hierarchie gewährleistet und alle wissen, was zu tun ist.

Im Wald und auf den Wiesen gibt es für Paula nichts schöneres, als mit der Nase am Boden in großer Geschwindigkeit den neuen Gerüchen zu folgen.
Gehen wir im Schritt, ist sie ein wenig ärgerlich. Dann flitzt sie los und kein Rufen dringt bis zu ihr durch. Nach ein paar hundert Metern dreht sie um und kommt zurück.
Haben Sie mal einen Hund lachen sehen? Paula kann lachen.
Wenn die Pferde warm sind und wir schneller reiten, fängt der Ausritt für Paula erst an schön zu werden. 5 km im Galopp sind nichts. Vielleicht kommt dann mal die Zunge heraus. Die ist aber nach 2 Minuten wieder drin. Natürlich ist Paula schneller im Galopp als unsere Pferde. Viel schneller. Getrunken wird aus Pfützen, Brunnen oder Bächen unterwegs. Im Sommer suhlte sie sich gerne in Pfützen. War paniert von oben bis unten.
Wenn eine Autostraße überquert werden muss, haben wir Paula beigebracht, auf eine Bank oder auf liegende Baumstämme zu klettern und sich ab- oder anleinen zu lassen. Das Ableinen geht vom Pferd aus, das Anleinen auch, ist aber mit Bank oder Baum viel bequemer. Heute genügt ein kleines "Hepp" und Paula sitzt und wartet auf das Anleinen. Sie hatte es ruck-zuck begriffen. Die Pferde auch.
Unsere Mitreiter sind baff, wir finden es völlig normal.
Auch das Mitnehmen bei einer größeren Schar von Reitern, zuletzt waren es 12 Reiter insgesamt, war kein Problem. Manchmal will sie die Abteilung führen, manchmal läuft sie neben uns her. Manchmal links vom Pferd, manchmal rechts vom Pferd. Wo gerade Platz ist oder es ihr besser gefällt. Mit Leine rechts oder links ist ihr egal.
Wenn wir allein reiten, bleibt sie stets in unmittelbaren Kontakt. Vor, neben oder hinter uns. Da kann auch ein Reh sie nicht ablenken oder ein Eichhörnchen.
Sind wir aber mehrere Reiter, nutzt sie das schon mal aus und verschwindet im Wald, um nach ein paar Minuten wieder auf den Weg zu kommen und uns freundlich zu begrüßen. Wie gesagt: Paula kann lachen. Bei diesen Gelegenheiten braucht sie eine stetige Kontrolle.
Selbstverständlich haben wir auch heute noch Leckerli dabei und bemühen uns, immer positiv zu verstärken. Ab und zu ein scharfes Wort schadet aber nicht. Ganz im Gegenteil. Sie scheint es manchmal, wie kleine Kinder, darauf anzulegen, ein Wort des Verbotes herauszufordern. Sie will immer wissen, woran sie ist. Ist es erlaubt oder verboten.
Dies gilt auch für die Arbeit mit den Pferden in der Halle oder draußen im Viereck.
Gleich zu Beginn, natürlich wollte sie bei der Arbeit mitmachen, bekam sie von der Reitlehrerin mit der Schnur der Longierpeitsche 2 mal einen kleinen Klaps. Brachte sie sofort mit dem Pferd und dem Ort in Verbindung. Ihr Quietschen haben wir natürlich ignoriert.
Auf der Ovalbahn läuft sie mit, aber im Vierreck oder in der Halle macht sie einen großen Bogen um das Pferd. Und verschwindet bald nach draußen.
Ihr Lieblingsplatz im Stall ist der Strohballen direkt vor dem Offenstall unserer Pferde. Nach dem Reiten wälzt sie sich dort und schrubbelt ihr Fell sauber. Den Rest machen wir ebenfalls mit Stroh. Lässt sie sich gerne gefallen. Oft springt sie auch auf den Ballen, weil die Übersicht besser ist. Dort war auch der "Behandlungstisch" der Tierärztin für die Nachimpfung. Den Stich der Spritze hat sie völlig ignoriert.
Die Katzen auf dem Hof waren natürlich am Anfang sehr interessant. Die Katzen, an Hunde gewöhnt, ignorierten Paula aber geflissentlich. Eine Katze war das Drängen zur Spielaufforderung satt und hat Paula eine Ohrfeige verpasst. Seitdem sind Katzen kein Thema mehr. Doch Katzenfutter klauen macht immer noch Spaß.
Aber die Hühner! Hühner jagen macht einfach Spaß! Das Gackern, das Flattern, das Schreien! Hühnern in den Hintern beißen! Eine Wollust!
Alles vorbei. Ein paar scharfe Worte, ein strenger Blick. Paula war traurig. Wieso darf ich keine Hühner jagen? Langsam laufende Hühner sind nur langweilig.

Eine Pferdehündin? Klar, kein Zweifel. Pferde sind die idealen Partner für unseren Pinscher. Pinscher sind Laufhunde, wollen laufen, müssen laufen. Wie die Pferde.
Pferde 23 Stunden am Tag in der Box ist genau so verwerflich wie Paula im Zwinger.
Paula ist jetzt 14 Monate alt. Ein Muskelpaket. Kondition ist überragend. Die Rückenmuskulatur geht über das Rückgrad hinaus. "Schwarzenegger" wird sie genannt oder "schwarze Hexe". Sprünge über 120 cm aus dem Stand sind nichts besonders. Sie kommt dann oft mit den Hinterbeinen zuerst auf, um sofort weiterlaufen zu können. Sie ist gelenkig wie eine Katze. Schlägt Haken wie ein Hase. Drehungen um 180 Grad in der Luft haben wir schon beobachtet. Aufgeschichtete Baumstämme überquert sie oder läuft auf dem Stamm entlang.
Sie hat Respekt vor größeren Hündinnen, aber zeigt keine Unterwerfungsgesten. Sie geht ihnen aus dem Weg. Aber mehr nicht. Sie fordert jeden Hund zum Spielen auf.
Will er nicht, geht sie weg. Begrüßungsrituale verlaufen knapp und kurz. Außerordentliches Selbstbewusstsein ist ihr stärkster Charakterzug. Markiert oft wie ein Rüde und erledigt ihr großes Geschäft gegen den Hang. Aber immer nur auf Gras oder Boden. Nie auf Stein. Klingeln an der Haustür und Besucher werden durch kurzes Bellen angezeigt. Ein knappes Lob genügt und es ist Ruhe. Besucher werden diskret beschnüffelt und dann geht sie zurück auf ihren Platz. In der Wohnung merken wir sie fast nicht.
In Hotels oder bei Freunden haben wir ihre Decke dabei. Dann hat sie ihren Platz und sie fühlt sich geborgen. Beim Autofahren ist sie dabei und beim Einkaufen. Sie braucht den menschlichen Kontakt unbedingt. Sonst ist sie unglücklich. Und die Erziehung? Radfahrer und Jogger waren nie ein Thema. Einen Hundeplatz brauchten wir bis heute nicht. Das "bei Fuß gehen" fällt ihr schwer. Ohne Leine geht es besser als mit. Beim Ziehen an der Leine bleiben wir nach wie vor konsequent stehen oder gehen einen anderen Weg. Positive Verstärkung mit viel Milchdrops am Anfang des Kontaktes, konsequente Einhaltung der Rituale, dem Hund seinen Platz zuweisen und ihm seine Ruhe lassen.
Wenn wir nicht Reiten, leider geht es nicht immer, reicht eine halbe Stunde morgens, sie schläft gerne lang, mittags eine Stunde oder eine kleine Fahrradtour, gegen Abend ein kleiner Rundgang. Gefüttert wird mittags und abends. Streng abgewogen. Beim Reiten volle Portionen, sonst 10 % weniger. Nichts Süßes. Nichts vom Tisch. Immer Kauknochen.
Eifersucht nur bei anderen Hunden oder ab und an bei den Pferden. Ein Leckerli fürs Pferd, eins für Paula. Sie klaut den Pferden schon mal eine Möhre aus der Schüssel. Oder trockenes Brot.
Für uns ist sie der ideale Hund. Einen Nachteil hat sie: Kaum jemand kennt die Rasse. Ständig werden wir auf Paula angesprochen.
Wir haben 2 Jahre auf Paula warten müssen. Es hat sich gelohnt.

 

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